15.10.2018 - 20.12.2018
Ein Traum der über Jahre reifen kann geht entweder im Alltag irgendwann verloren oder er entwickelt sich zu einer wunderbaren Reise durch Südamerika über mehrere Jahre hinweg. Für uns hat sich diese Chance Ende 2017 ergeben. Wir konnten hier in Deutschland eine Pause einlegen und diese Reise beginnen.
Wir haben einen Landrover als kleines geländegängiges Wohnmobil ausgebaut und mit dem Schiff im September 2018 von Hamburg nach Montevideo geschickt. Alles sehr spannend was den Transport, den Zoll, die Organisation und all die Dinge angeht die eben einen Urlaub von einer Reise unterscheiden. Aber in jedem Fall alles machbar. Vor allem mit Internet Unterstützung zur Beschaffung der notwendigen Informationen.
Auch für die Reise selbst gibt es dann jede Menge nützlicher Apps für das Tablet, die es einem ermöglichen auch offline zu navigieren und die Dinge zu finden die man auf so einer Reise braucht. Diesel, Schlafplätze, Campingplätze, Lebensmittel, Sehenswürdigkeiten usw. Darüberhinaus versorgen einen die verschiedenen Reiseforen mit den notwendigen tagesaktuellen Informationen und Bedingungen. Zumindest dann wenn ein man Internet hat. Hat man aber schon sehr oft.
Unser Plan ist über mehrere Jahre verteilt immer für ein paar Monate Südamerika zu bereisen und das Auto vor Ort zu lassen. Zu Beginn der ersten Etappe waren noch Bergsteigen, Skitouren und Kiten auf dem Reiseplan, doch unsere ersten Reise Erfahrungen haben uns schnell auf den Boden der Tatsachen gebracht. Und wandern ist ja auch schön. Für uns unter diesen erschwerten Bedingungen gut machbar. Südamerika ist einfach nicht vergleichbar mit Europa und den Alpen so wie wir das kennen.
Vom 15.10.2018 bis zum 20.12.2018 haben wir die erste Etappe mit ca. 15.000km geschafft.
Von Montevideo nach Süden bis zum Ende der Welt und zurück.
Von Montevideo nach Süden bis zum Ende der Welt und zurück.
Vom 23.09.2019 bis zum 12.12.2019 haben wir dann die zweite Etappe mit ca. 19.000 km erlebt.
Zeit für diesen Bericht nun auch deswegen, weil Corona uns eine andere Gangart aufzwängt. Geschrieben alles Ende Juni 2020 in der Hoffnung noch viele weitere Etappen erleben zu dürfen.
Die beiden ersten Etappen im Überblick auf einer Karte. In rot der Teil 1 und blau der Teil 2
Der Link öffnet die Karte in Google Maps, dann auch zum reinzoomen.
Durch einen Klick auf die Bilder werden diese auch gezoomt. Hoffen wir...
https://www.google.com/maps/d/edit?hl=de&mid=1JfOctprLMQ-n4fO7AEcC1vPMKQ5raG8m&ll=-38.45007035937469%2C-94.71308371983469&z=4
Wir bringen unser Auto nach Hamburg zur Grande Francia,
einem Containerschiff mit RO RO Verladung.
Dauer der Verschiffung ca. 6 Wochen.
Wir starten mit 6 Wochen Abstand mit dem Flugzeug direkt nach Uruguay
Abflug zur ersten Etappe in München am 15.10.2018
Behördengänge im Hafen Montevideo um unser Auto durch den Zoll zu bekommen
Die ersten Kilometer in Uruguay zu einem Stellplatz bei einer
deutschen Familie die einen Campingplatz
betreibt mit der Möglichkeit das Auto länger einzulagern.
Wir machen uns dort reisefertig,
kaufen Lebensmittel, montieren unser Auto und
besprechen uns mit anderen Reisenden die auch diesen Stellplatz nutzen.
Man hält unsere Pläne für sportlich was Strecke und Zeit angeht.
Wir sind voll freudiger Erwartung.
Fühlen uns sportlich.
Die meisten anderen haben riesige Lastwägen
mit viel Komfort
Die wohnen
Wir campen
Es geht los
Überfahrt mit der Fähre über den Rio de la Plata
nach Buenos Aires in Argentinien
Wir lassen uns bezaubern und besuchen einen
Schulfreund von mir, den ich seit über 30 Jahren
nicht gesehen habe.
Er lebt mit seiner argentinischen Frau in BA
Wir bleiben ein paar Tage aber wir sind heiss auf
Abenteuer und `Rumfahren´.
Entlang der atlantischen Küste Richtung
Halbinsel Valdes immer weiter nach Süden
Richtung Patagonien.
Wir genießen das tägliche Fahren durch die
Natur und lassen uns verzaubern
von Ihrer Schönheit
Ein unvergesslicher Stellplatz mit den Walen auf
Tuchfühlung. Wir waren alleine. Nebensaison !!
Glück gehabt das erleben zu dürfen
Zur Abschreckung für andere Wildtiere und zum
Schutz der eigenen Weidetiere hängen die Gauchos
erlegte Wildkatzen über die Weidezäune.
Fast an jedem Gatter.
Wir gewöhnen und an das Leben in unserem Auto und finden
sehr oft ganz wunderbare Plätze in der Natur zum Übernachten.
Natürlich nicht immer und manchmal nehmen wir auch ein Hotel,
wenn es grade passt.
Wir wechseln häufig zwischen Argentinien und
Chile und befahren bereits ein erstes Stück der
Careterra Austral in südlicher Richtung.
Dieser junge Mann spricht fliesend Englisch, ist Student
und alles andere als das was man erstmal denkt wenn
er einem entgegenkommt.
Die Brücke auf der er steht war uns beim ersten Mal nicht
geheuer und wir mussten Sie auch nicht unbedingt mit dem
Auto überqueren.
3 Wochen später aus der anderen Richtung kommend sehr wohl.
Diesmal wenden Wir erstmal........
.......um dann 3 Wochen später von der anderen Seite mit viel Glück durch zu passen.
Bei jedem Grenzübertritt bekommen wir ein Zollformular für das Auto
mit einer Gültigkeit von 3 Monaten. Ausser in Uruguay:
Da darf das Auto 12 Monaten bleiben. Ausserdem müssen wir
bei jedem Grenzübergang nach Chile fast unser ganzes Essen
abgeben bzw. im Vorfeld planen und alles aufessen
was die Chilenen nicht importiert haben wollen.
Food Control zur Verhinderung der Einschleppung von
Insekten und Krankheiten die der Landwirtschaft schaden.
Gegen Corona hat das schon mal nicht so gut geholfen
weiter geht es durch endlose Natur und mit unendlich
viel Freiheitsgefühl immer weiter nach Süden.
Irgendwann tauchen am Horizont die Berge auf und die
bekannten und berühmten patagonischen
Ziele sind zum Greifen nahe.
Doch vorher dürfen wir noch einen Puma erleben
der vor uns offensichtlich weniger Angst hat
als wir vor ihm.
Ein versteinerter Wald der uns aber eher durch
enorm viel Sturm in Erinnerung bleibt
Doch kaum um 2 Ecken rum,
20 Stunden Schaukeln und Schütteln auf der Piste später..
Der Knaller
El Chalten mit dem Fitz Roy dem Cerro Torre und seinen
spitzigen Nachbarn. So wie in den nächsten Wochen auch
bei bestem sonnigen Frühlingsbedingungen. Heroische
Abenteuergeschichten um diese Berge herum, durchaus
glaubhaft angesichts dieser Formationen.
Ein gewaltiges Festlandeisfeld hinter diesen Nadeln
versteckt, verstärkt das Gefühl an einem
besonderen Ort zu sein.
Alles wirklich sehr sehr beeindruckend.
Wir können uns kaum satt sehen
Auf eine Besteigung zu verzichten ist
diesmal völlig problemlos machbar
Fitz Roy
Nächstes Ziel nicht weniger spektakulär
Torres del Paine
Sogar mit Schneeflocken bei einer Wanderung
Und zum Abschluss der berühmte Perito Moreno Eisbruch
Bis auf die paar Flocken im Nationalpark Torres del Paine
alles bei Sonne und vergleichsweise wenigen Menschen.
Das was vor einigen Wochen als sportliches Ziel bezeichnet
wurde, war ein Glücksgriff.
Glück mit dem Wetter und wenig Menschen in einer
sonst überlaufenen Gegend.
Nachteil: Kaum Zeit um die spektakulären Eindrücke zu verarbeiten
weil wir sehr flott unterwegs sind.
Wir haben eben ein sportliches Ziel !
Wir machen uns auf den Weg Richtung Feuerland
und treffen auf Olli the Walker.
Er bereist die Welt zu Fuss und hat sein
Gepäck im Kinderanhänger.
Er schläft oft in Bushaltehäuschen, so wie auch viele Radlfahrer
Wochen später treffen wir Andi und Susanne die zu Fuss
durch Patagonien wandern.
Die haben noch weniger Gepäck als Olli.
Wir lernen Menschen kennen mit 8 x 8 Fahrzeugen mit 16 Tonnen
Alle haben das gleiche Ziel und alle haben das gleiche Leuchten in den Augen.
Zum südlichsten Punkt ist es nun nicht mehr weit.
Wir sind schon sehr zuversichtlich dass unser Plan klappt
Die Insel Feuerland ist nur über die Magellanstrasse mit
der Fähre erreichbar und da hat es Wind.
Viel Wind
Sehr viel Wind
Fast immer
Geschafft
Das Licht und die Landschaft vereinnahmen uns völlig und wir
sind überwältigt von den Eindrücken
So erreichen wir in Ushuaia die südlichste Stadt
der Welt und von da sind es nur noch 150 km Piste
Fertig
Weiter geht es nicht mit dem Geländewagen
Das ist tatsächlich der Endpunkt.
Eine Polizeistation der Argentinier am Rio Moat.
Schluss hier. Ab hier immer nach Norden.
Vorbei an den heroischen Erinnerungen
der Argentinier an Falkland.
Malvinas heisst das hier in Argentinien.
Vorbei aber auch an der deutschen Vergangenheit
Vorbei wieder an Ushuaia und Punta Arenas
Am liebsten in der Natur einen Stellplatz finden.
Städte kennen wir aus Deutschland, aber
so viel völlig unbesiedelte Natur rein gar nicht.
Deswegen sind wir ja auch hier.
Landschaft links, rechts, vorne und hinten.
Fast jeden Tag
Beim Abschied von Feuerland kein Wind aber dafür
beginnender Regen der nicht mehr enden will. Wir spüren es
ein weiteres Mal dass unser Auto lieber Sonne mag als Regen.
Es wird nass
Innen genauso wie aussen.
In Puerto Natales trocknen wir uns und das Auto im Hotel,
lassen die Wäsche waschen und warten auf die Fähre
durch die chilenische Fjordlandschaft am Pazifik
um 1000 km weiter nördlich auf der
Careterra Austral weiter zu fahren.
Eine brasilianische Reisegruppe mit Motorrädern
hat den gleichen Plan
Der ursprüngliche Plan war im Auto zu schlafen.
Aber der Kapitän war völlig anderer Meinung.
Und er hatte recht.
So viel Wind und Wellengang hätte
unser Aufstelldach nicht überlebt.
So wie dieses Schiff.
2 Tage und 3 Nächte. Sturm, Regen, Nebel..... Bäh
Unbequeme Nächte,
aber besser als auf Deck im Regen.
Wirklich schön aber auch nicht.
Alle sind froh wieder vom Schiff herunten zu sein
Auf der Rüttelpiste nach Norden treffen wir immer
wieder Tramper die wir sehr gerne mitnehmen.
Die aber auch froh sind wenn Sie wieder aussteigen
dürfen. Wir haben eben nur zwei Sitzplätze.
Freundschaften entstehen trotzdem in den
wenigen intensiven gemeinsamen Stunden
Der Weg nach Norden über Brücken
und unter Brücken durch
Ja...... richtig,
das ist die gleiche Brücke wie vor einigen Wochen.
Nun aber eben von der anderen Seite
Und natürlich auch immer wieder über Flüsse drüber.
Diesmal ohne Motor nur mit der Kraft des fließenden Wassers.
Die Fähre hängt am Seil und und wird nur durch die Ruderstellung
und die Strömung bewegt.
Kostet übrigens nix die Überfahrt.
Zahlt der chilenische Staat
Wieder durch eine sensationelle Landschaft
bei zunehmend besser werdendem Wetter.
Das Glück ist wieder ganz auf unserer Seite
im patagonischen Frühling Mitte November
Die Marmorhöhlen am Lago General Carrera
sind natürlich einen Pflichtbesuch wert.
Das Wasser im See wird nie wärmer als 6 Grad.
Wir verzichten aufs Baden.
Je weiter wir nach Norden kommen um so
spektakulärer werden auch die Berge
Was uns aber auf weiten Strecken begleitet ist der Staub
und das Gerüttel im Auto.
Wobei wir ja ausserhalb der Hauptsaison unterwegs waren.
Und wir wussten noch nicht was uns auf er zweiten Etappe erwarten würde.
Also wie fast immer eine Frage des Blickwinkels
Und immer wieder nette Begegnungen mit Trampern
die auch wieder froh waren wenn sie aus dem doch recht
engen Raum wieder raus durften
Eine der wenigen Pannen.
Alles ging gut und keiner wusste nachher was eigentlich
kaputt war. Diesel lief unten raus an einer Stelle wo es gar keinen
Diesel gibt.
An unser Ziel hat uns der Defender aber immer gebracht
worüber wir auch sehr dankbar waren und sind.
Mal fahren wir mehr oder weniger auf gut Glück mit einer Fähre am
Ende eines Seitentales über einen Fjord.
Wir erfahren einmal mehr
Oft liegen die wunderbarsten Erlebnisse dort wo man nicht mit Ihnen
rechnet und dann völlig überrascht wird.
Das fühlt sich eben für uns an wie Abenteuer.
Unendliche Ginsterwälder an einem Fjord mit einem
traumhaften Stellplatz vor dem die Delfine und Robben
rumschwimmen.
So könnte das Paradies aussehen
Die 120 km zurück zur Hauptstrasse dann aber wieder
im Regen und Matsch
Das war der Eintrittspreis fürs Paradies
Wir erreichen den Vulkan Chaiten und wandern auf
einem einfachem Weg auf diesen rauf.
In der Nähe der Ortschaft Chaiten, die der Vulkan
zerstört hat finden wir wieder ein
sehr nettes Plätzchen
Die Stimmung an diesem Abend sehr unwirklich
Sicher nicht von dieser Welt
Ein Hauch von Science Fiction
Am nächsten Morgen klar
und begreifbar aber unerreichbar.
Wir erreichen die eindrückliche Landschaft in der Nähe des
Pumalin Parks der von Douglas Tompkins, Gründer von North Face,
geschaffen wurde.
Tompkins ertrank im Lago General Carrera beim Paddeln im Sturm.
Er hinterließ unter anderem diesen Naturpark der es verhindern konnte
dass die Carretera Austral weiter geabut wurde. Damit hat Chile bis heute
keine durchgehende Nord Süd Strassenverbindung. Man benötigt immer
noch mindestens eine Fähre oder muss über Argentinien ausweichen.
Ein wunderbarer Naturpark mit kostenloser Infrastruktur
fürs fahrende und reisende Volk.
Wir gehen wieder wandern.
Dort wo die Parklandschaft endet,
beginnt sofort völlig unberührte Natur.
Man darf Sie betreten und benutzen,
aber es gibt kaum noch Wegspuren
Wir schaffen es bis zur Gletscherzunge als
einfache Tageswanderung
Über Bariloche und San Martin de los Andes fahren wir weiter nach
Norden und die erste Etappe geht zu Ende. Wir treffen noch auf
Andi und Susanne die zu Fuss unterwegs sind. Freunde aus Deutschland.
Wir freuen uns dass sich unsere Wege überschnitten haben und verbringen
einen schönen Abend.
Über Argentinien geht es zurück nach
Uruguay mit dem Plan noch 2 Wochen
Badeurlaub zum Schluss zu haben.
Doch dieser Plan geht dann leider nicht mehr ganz auf.
Es beginnt zu regnen und der Defender saugt sich voll.
Wir sind fertig nun mit dem Vagabunden Dasein
und wollen nach Hause.
Im Grunde passt das, nur noch ein bisschen Sommergefühl...
das hätten wir so gerne noch mitgenommen.
Wasser und Nässe an allen Stellen.
Mit einem solchen Zolldokument können wir unser
Auto 12 Monate in Uruguay abstellen.
Bei Familie Schneidereit, UY Storage,
lassen wir den Defender zurück und fahren
erstmal in den deutschen Winter zurück.
Wir wollen Skifahren
Wir verabschieden uns aus Südamerika
und fliegen nach ca. 15.000 km Abenteuer glücklich
zurück in das weihnachtliche Bayern.
Vorher wird das Auto aber noch sehr sauber geputzt
Ende der ersten Etappe am 20.12.2018